Neue Coaching-Apps erlauben es dem Coach, seinen Wirkungsgrad zu steigern und einen Beratungsprozess zu gestalten, bei dem Coachees Autonomie und Wirksamkeit im Alltag erfahren.

Was ist maßgebend?

Aus der Coaching-Forschung wissen wir (Schiemann, Mühlberger, 2018), dass Coachees mit dem Coachingprozess dann besonders zufrieden sind, wenn der Coach sie bei

  • a) der eigenen Lösungsfindung und der selbstgewollten Zielerreichung unterstützt und
  • b) wenn der Coachee sich bestärkt fühlt, selbstbestimmt und selbstkongruent, d.h.im Einklang mit seiner Persönlichkeit und den eigenen Werten, zu handeln.

Für den ersten Teil zu sorgen ist die Basis der Arbeit eines gut ausgebildeten Coaches. Die Unterstützung des Coachees bei der Lösungsfindung, der Formulierung motivierender Zielsetzungen, der Reflexion über mögliche Hindernisse und der Erarbeitung passender Bewältigungsstrategien gehört zum Coaching-Handwerk.

Ob der Coachee im zweiten Teil tatsächlich selbstbestimmt und im Einklang mit sich selbst handelt, können (wir) Coaches oft schwer beurteilen und auch nicht unmittelbar unterstützen. Denn das selbstkongruente Handeln liegt in der Verantwortung des Coachees und geschieht außerhalb des Coaching-Settings.

Aber ist nicht das genau die Krux, die Herausforderung für Coaches und Coachees gleichermaßen? Das fehlende Element, um Coachees in der Anwendung des gemeinsam Entwickelten zu unterstützten, so dass sie sich wirklich, wirklich selbstwirksam fühlen?

Wie geht’s wirkungsvoller?

Coaching ist eine Prozessberatung, bei der Coachees schrittweise an der Erreichung ihrer eigenen und selbstkongruenten Ziele arbeiten (Greif, 2008). Coachees lernen, den Fokus auf ihre Ziele zu lenken und die Bedingungen so zu gestalten, dass sie diese Ziele erreichen (Poetschki & Wastian, 2014).

Umfangreiche Forschungsarbeiten (Gollwitzer, 1999) belegen, dass Coachees „den Rubikon einfacher überqueren“ und schneller von der prädezisionalen in die präaktionale Phase gelangen, wenn dabei folgende Schritte durchlaufen werden:

#1 Konkrete Entwicklungsziele formulieren

In der ersten Phase wird überlegt, wie bedeutsam und wertvoll das Ziel ist, welche dahinterliegenden Bedürfnisse existieren und wie wahrscheinlich es ist, dieses Ziel zu erfüllen. Aus der Motivationsforschung wissen wir, dass ein Ziel eher erreicht wird, wenn es als vorteilhaftes und erreichbares Entwicklungsziel formuliert wird und nicht als Leistungs- oder Präventionsziel.

Vorteilhafte ZielformulierungenSchlechte Zielformulierungen
herausfordernde, spezifische Zieleherausfordernde, vage Ziele
nahe Zieleferne Ziele
EntwicklungszieleLeistungs- oder Präventionsziele

#2 Umsetzungsabsichten integrieren

Ein massgebender und leider oft vergessener Schritt zwischen Zielformulierung und Entwicklungsplanung ist die Formulierung einer Umsetzungsabsicht (Gollwitzer, 1999). Ziele haben eine bessere Chance, realisiert zu werden, wenn sie mit Umsetzungsabsichten verknüpft werden. Das bedeutet, dass das Zielverhalten mit Situationen und Auslösern im Alltag verknüpft wird. Je nach Zweck der Umsetzungsabsicht komm eine andere Satzstruktur zum Einsatz.

ZweckFörderliche Satzstruktur
Ein Verhalten entwickelnWenn (Zielverhalten), dann (erhoffte Wirkung) für (Motiv)
Ein Verhaltensmuster verändernWenn (Situation), dann (Verhalten)
Eine Gewohnheit verändernWenn (Auslöser), dann (Routine) für (Belohnung)

#3 Entwicklungsplan kreieren

Im Anschluss daran hilft ein Entwicklungsplan bei der Umsetzung neuer Handlungen und Praktiken. Wenn mögliche Hindernisse oder Probleme bereits vorab identifiziert und Verhaltensweisen in diesen Situationen festgelegt werden, steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit zusätzlich.

Verhaltensveränderung als Herausforderung

Hat der Coachee erst einmal den „Rubikon“ überschritten und den Weg hin zu seinem Ziel in einem Entwicklungsplan detailliert, steht er vor seiner größten Herausforderung – der aktionalen Phase (Heckhausen 1989). Es gilt nun die eigenen Denk- und Handlungsweisen im Alltag zu verändern.

Die aktionale Phase ist deshalb so herausfordernd, weil Arbeitsdruck und -hektik den Coachee innerhalb weniger Stunden wieder vereinnahmen. Die im Coaching erarbeiteten Ziele und Maßnahmen werden in den Hintergrund gedrängt. Der Aufmerksamkeitsfokus nimmt ab. Das altbekannte Ohnmachtsgefühl steigt wieder auf. Das Selbstwertgefühl schwindet.

Um dieser Negativspirale entgegenzuwirken und Menschen in ihrer Autonomie und Selbstwirksamkeit zu stärken, haben wir die Flourister App entwickelt. Sie begleitet Coachees auch dann, wenn der Coaches nicht mehr im direkten Kontakt steht: von der Adaption des Entwicklungsziels über die Anwendung der neuen Denk- und Handlungsweisen im Arbeitsalltag bis zur Selbstreflexion und dem Einholen von Feedback.

Die Flourister App dient dabei als integrales, begleitendes Instrument im Coachingprozess. Sie steigert die Umsetzungskompetenz des Coachees und fokussiert seine Energie auf das selbstgewählte Ziel. Die Flourister App fördert die soziale Eingebundenheit mit dem Coach und im Peer-Group-Setting mit den anderen Teilnehmenden. Sie stößt die Umsetzung der geplanten Schritte an, erinnert, visualisiert den Fortschritt und gibt dem Coachee das Gefühl, wirksam zu sein.

«Ich kann mich nicht erinnern, dass mich etwas so sanft und kontinuierlich nach vorne geschoben hat, wie der Lernpfad, den ich mit Hilfe von Flourister gehe. Vielen Dank!»

MANUELA G., Coachee

Fazit

Im klassischen Coaching-Setting konzentriert sich die Unterstützung des Coach auf die zeitlich limitierte Sitzung mit dem Coachee. Forschungsresultate legen dar, dass die Zufriedenheit mit dem Coaching steigt, wenn der Coachee sich auch im alltäglichen Leben autonom und selbstwirksam fühlt. Diesem handlungsorientierten Aspekt des Coachingprozesses konnte bis heute wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden. Neue Apps erweitern nun den Wirkungsgrad des Coaches und helfen Coachees in der Realisierung nachhaltiger Entwicklungssprünge.

Mehr über die Flourister App erfahren…

Literatur

  • Gollwitzer, Peter M. (1999). Implementation Intentions: Strong Effects of Simple Plans: The American Psychologist; 54, 7. – S493-503
  • Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Göttingen: Hogrefe.
  • Greif, S. (2014). Coaching in Grenzfeldern zwischen Praxis und Wissenschaft: Vergleich von 50 Coaching-Ausbildern. Keynote am Coaching Kongress 2014 in Erding. www.coaching-koni-gress.com/wp-content/uploads/Greif-Siegfried_Coaching-in-Grenzfeldern-zwischen-Praxis-und-Wissenschaft.pdf [11.3.2017].
  • Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln (2. Aufl.). Berlin: Springer.
  • Poetschki, J., Wastian, M. (2014). Coaching-Ziele klären und erreichen – was ist wirklich SMART? Erdinger Coaching-Kongress: »Zwischen Königsweg und Irrweg«, Poster, 20.–21.2.2014.
  • Schiemann S., Mühlberger C. (2018). Mein Coaching! Die Erfüllung des Bedürfnisses nach Autonomie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG